Innovationsfond fördert Projekt OnCoPaTh 1 zur Verbesserung der Versorgung nicht heilbarer Krebspatienten
Frankfurt am Main, Juni 2020 – Bei onkologisch tätigen Ärzten besteht ein hoher und stetig wachsender Bedarf an Unterstützung durch speziell weitergebildete Pflegekräfte. Der Verein Arbeitskreis klinische Studien e. V. (AKS) in Frankfurt am Main bietet daher regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen für Pflegende zum so genannten OncoCoach an. Die Fortbildungen sind von der Landesärztekammer Hessen zertifiziert und immer rasch ausgebucht.
Krebs wird immer mehr zu einer chronischen Erkrankung und es herrscht Konsens darüber, dass Patienten mit einer unheilbaren Tumorerkrankung frühzeitig eine palliative Begleitung angeboten werden sollte. Es ist wichtig, betroffene Patienten in ihrer individuellen Entscheidungsfähigkeit zu stärken und in der Versorgungsorganisation zu unterstützen. Diese Hilfe orientiert sich an der psychischen sowie sozialen Situation des Patienten, was eine umfassende Betreuung und Koordination bedeutet, welche allein von den Onkologen kaum geleistet werden kann. Bei vielen Patienten besteht nach dem Arztgespräch weiterer Klärungsbedarf zu therapeutischen und pflegerischen Maßnahmen.
Die Delegation von Versorgungsleistungen an Pflegekräfte wird in der Onkologie zunehmend wichtiger. Komplexere Therapien, längere Behandlungs- und Überlebenszeiten, steigende Krebs-Inzidenzen und eine Abnahme der onkologischen Versorgungsdichte, vor allem in ländlichen Regionen, bringen Onkologen an ihre Kapazitätsgrenzen.
In der PACOCT-Studie des Wissenschaftlichen Instituts der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (WINHO) wurden bereits Vorteile und Verbesserungen der Versorgung der Patienten durch speziell ausgebildete OncoCoaches beschrieben (2).
Um das Projekt OncoCoaching auf wissenschaftliche Beine zu stellen, entschlossen sich die Initiatoren des Projekts, die medizinischen Onkologen Prof. Dr. med. Hans Tesch, Frankfurt und Dr. med. Manfred Welslau, Aschaffenburg, im März 2018 einen Antrag zur Förderung für den innovativen Ansatz des OncoCoaching beim Innovationsfond einzureichen, wobei der AKS als Konsortialführer fungiert. Mit der Projektkoordination und Antragsstellung wurden Dr. Dirk Mohr und Dr. Mike Packheiser (DMMP Vertrieb und Dienstleistungen im Gesundheitswesen GmbH & Co. KG) beauftragt.
„Dieser Weg wird kein leichter sein…“ dachten die Initiatoren Tesch und Welslau zu Beginn der Antragstellung im März 2018. Sie waren sich jedoch sicher, dass sie mit OnCoPaTh auf dem richtigen Weg oder besser gesagt, auf dem richtigen „Pfad, dem OnCoPaTh“ sind.
1 Fachliche Unterstützung für die Antragsstellung erhielt DMMP neben dem AKS durch speziell für das Projekt ausgewählte Konsortialpartner, wie die Deutsche Krebsgesellschaft e.V., den Fachverband SAPV Hessen e. V., die eHealth-Tec GmbH aus Berlin, die Bergische Universität Wuppertal, die PMV-Forschergruppe der Universität zu Köln und das Wissenschaftliche Institut der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (WINHO).
Nach der positiven Förder-Entscheidung des Innovationsausschusses vom 16.10.2019 und dem Förderbescheid vom Dezember 2019 konnte das Projekt nun am 01.05.2020 planmäßig an den Start gehen. (3)
Der Arbeitskreis klinische Studien forscht somit zukünftig auf hohem akademischem Niveau. „Wir sind sehr stolz, dass wir als kleiner Verein mit unserem Antrag erfolgreich waren“, so Prof. Hans Tesch, Direktor des onkologischen Zentrums Frankfurt Nordost (Centrum für Hämatologie und Onkologie am Bethanien Krankenhaus).
Prof. Tesch und seine Kollegen behandeln dort mehr als 2000 Krebspatienten im Jahr. Dr. Manfred Welslau leitet das onkologische Zentrum am Klinikum Aschaffenburg und behandelt dort über 1.000 onkologische Neuerkrankungen im Jahr.
Es gilt im Rahmen der Studie wissenschaftlich zu zeigen, in wie weit die Begleitung der Patienten durch OncoCoaches und die frühe Einbindung von spezialisierten Palliativpflegefachkräften, Patientenkompetenz steigern, Lebensqualität verbessern und auch Notfallsituationen mit Krankenhauseinweisungen von Patienten mit neu diagnostizierten Fernmetastasen verringern kann. Dreißig Studienzentren aus Hessen und angrenzenden Regionen sollen sich beteiligen und insgesamt 1800 Patienten einschließen. Hierzu werden rund 60 onkologische FachassistentInnen im Rahmen des Projekts zu OncoCoaches weitergebildet. Die durch den SAPVFachverband Hessen unter der Leitung von Michaela Hach hervorragend organisierte und ausgebaute Palliativversorgung in Hessen macht eine flächendeckende Einbindung von Palliativpflegefachkräften möglich.
„Um die sehr hohe Versorgungsqualität aufrecht zu erhalten, müssen neue Wege gegangen werden. Den Pflegekräften soll hierbei eine besondere Bedeutung zukommen,“ sagt Dr. Welslau zur Wichtigkeit des angehenden Projektes.
„Ein besonderes Anliegen ist es uns, Pflegekräfte in ihrer Kompetenz zu stärken und aufzuwerten“, betont Prof. Tesch. „In Zeiten der Corona-Krise, in denen alle nur darüber reden, dass für die Pflegekräfte etwas getan werden muss, handeln wir. Diese Studie wird mit Ergebnissen belegen, was gute Pflege im Gesundheitswesen wert ist“.
Darüber hinaus soll eine gesundheitsökonomische Auswertung zeigen, dass diese neue Versorgungsform kosteneffizient ist. Denn ein wichtiges Ziel des Projektes soll sein, dass die Leistungen von OncoCoaches und Palliativpflegefachkräften zukünftig als Regelleistung abrechenbar werden.
Weitere Informationen finden Sie unter https://www.oncopath.de